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Klimabewusst und digital: Vierfach-Gründer Ferry Heilemann im Portrait

Französisches Waffelgebäck aus dem Anhänger heraus verkaufen, Online-Gutscheine mit Kennenlern-Rabatt anbieten, die gesamte analoge Logistikbranche aufmischen oder dem Klimawandel mithilfe einer Community den Kampf ansagen: Ferry Heilemann hat in seiner unternehmerischen Laufbahn schon oft einen scharfen Instinkt für innovative Lösungen bewiesen – und das über die unterschiedlichsten Branchen hinweg. Wie alles begann und was sich hinter dem Community-Gedanken “Leaders for Climate Action” für mehr Nachhaltigkeit verbirgt, erfahren Sie hier.

Das Jahr 2001: Wie französisches Gebäck den Gründerwagen ins Rollen bringt.

Auch wenn wir Deutschen immer sagen, unser Gebäck ist einmalig: Französisches Gebäck kann sich auch sehen lassen. Dieser Meinung sind auch Ferry und sein Bruder Fabian nach einem Familienurlaub in Südfrankreich. Vor allem die Waffelspezialität Chi Chi hat es den beiden angetan. Aber warum gibt es diese Spezialitäten nicht genauso wie Churros aus Spanien oder Baumstritzel aus Tschechien auch auf unseren Weihnachtsmärkten? Die Touristen in Frankreich sind, den langen Warteschlangen nach zu urteilen, verrückt nach dem Gebäck – so entsteht die erste Verkaufsidee. Im Alter von 15 Jahren lernt Ferry gemeinsam mit Fabian einen französischen Bäcker kennen, der ihm das Chi Chi Rezept verrät, woraufhin sich die Beiden mit dem Konfirmationsgeld eine Gebäckmaschine in Paris kaufen. Nun steht einem Verkauf des Gebäcks und typisch französischen Café au Lait aus einem gemieteten Anhänger heraus nichts mehr im Wege.

„Der Gebäckstand hatte nicht viel mit Digitalisierung zu tun, war aber von Tag eins profitabel.“

Ferry Heilemann, Mitgründer von DailyDeals, Forto und der Community Leaders for Climate Action

Dieser erste unternehmerische Meilenstein hat zwar noch nichts mit der Digitalbranche – sein Steckenpferd, wie sich später herausstellte – zu tun, aber die Unternehmung ist vom ersten Tag an profitabel. Und Ferry lernt etwas, das für den weiteren Verlauf seiner beruflichen Karriere entscheidend ist: Eine eigene Idee zu verfolgen und wachsen zu sehen, vollkommen eigenständig zu arbeiten, auch wenn es mit einem großen Risiko verbunden ist – das ist das, was ihm Spaß macht.

Das Jahr 2009: Wie Kennenlernrabatte zu einem Kennenlernen mit Google-Gründer Larry Page führen.

Nach seinem BWL-Studium hat ihn genau dieses Learning dazu gebracht, wieder gemeinsam mit seinem Bruder Fabian gründen zu wollen. Im Jahr 2008 fällt die Entscheidung der Brüder: Sie möchten Digitale Unternehmer werden. Warum? Weil das sehr kapitaleffizienz ist. Denn auch ohne viele Ressourcen ist in dieser Branche eine Gründung möglich.

Und dann fängt das große Brainstorming an. Über 100 Ideen, identifizierte Probleme und gesuchte Lösungen später, ist es soweit: Sie gründen DailyDeals – ein Online-Marketing-Tool für lokale Office-Geschäfte. Mithilfe dieser Plattform können Restaurants, Spas und Anbieter anderer Freizeitangebote Gutscheine mit Kennenlern-Rabatten verkaufen. Dank der bevorstehenden Weihnachtszeit und der zu dem Zeitpunkt höchst innovativen Idee skaliert das Unternehmen rasend schnell: Nach sechs Monaten – Ferry ist zu dem Zeitpunkt 23 Jahre alt – haben sie bereits 100 Mitarbeiter. Zwei Jahre nach der Gründung sind es sogar mehr als 350 im gesamten DACH-Raum.

Im Jahr 2011 verkaufen sie DailyDeals an eines der größten digitalen Unternehmen weltweit: Google. Besiegelt mit einem kurzen Shake Hands mit dem Google-Gründer Larry Page. Jedoch verringert sich das unternehmerische Tempo aufgrund der Größe des Käufers von 200 auf 30 km/h. Als Google dann auch noch einen strategischen Schwenk mit DailyDeals vorhat, ist Ferry klar: Wir kaufen DailyDeals zurück. Der Kauf nach 1,5 Jahren in der Google-Welt gibt den Brüdern auf einen Schlag ihre unternehmerische Freiheit zurück und sie beschleunigen von Tempo 30 wieder zurück auf die Startup-Autobahn.

„Obwohl Google natürlich eine rein digitale Firma ist, waren sie mit 30.000 Mitarbeitern zu dem Zeitpunkt für uns doch schon ein Corporate Bigship und bei weitem nicht so mehr wendig wie wir es als Startup gewöhnt waren.“

Nun stehen erst einmal Umstrukturierungen an, denn in den letzten 1,5 Jahren hat Google einerseits die Kosten hochgefahren, andererseits die Umsätze beschränkt. Auf diese Weise schaffen sie es, DailyDeals wieder profitabel zu machen. 2015 verkaufen sie es wieder. Diesmal an ein deutsches Unternehmen aus dem Couponing-Bereich.

Das Jahr 2016: Wie Forto die analoge Logistikbranche aufmischt.

Nach dem Verkauf kann Ferry sich einer seiner anderen digitalen Ideen widmen: Gemeinsam mit seinem Bruder Fabian, dem ersten DailyDeal-CTO Erik Muttersbach Michael Wax gründet er im Jahr 2016 Forto – damals noch Freighthub. Forto ist eine digitale Spedition, um Business-Paletten und -Container um die ganze Welt zu transportieren.

Sämtliche Kommunikation, das Dokumentenmanagement sowie Reportings werden digital abgewickelt. Das gepaart mit verlässlichen Echtzeitdaten verhilft den Kunden zu mehr Effizienz und Transparenz der Lieferketten. Jetzt, vier Jahre nach der Gründung, hat Forto bereits knapp 400 Mitarbeiter und die Gründer über 120 Mio. Euro Wagniskapital aufgenommen. Das Unternehmen skaliert und der Angstschweiß der analogen Logistikbranche ist auch kaum zu übersehen. Trotzdem widmet sich Ferry bereits einem ganz anderen Thema…

„Die Maschine ist typischerweise doch zuverlässiger als der Mensch, der vor der Maschine sitzt. Das heißt Automatisierung ist auch in der Logistik ein großer Vorteil.“

Das Jahr 2018: Wie eine CEO-Community dem Klimawandel den Kampf ansagt.

Seine Leidenschaft für Climate Action tritt immer mehr in den Vordergrund. Um seine Kraft zu 100 Prozent für den Kampf gegen den Klimawandel zu bündeln, wechselt er im Sommer 2020 bei Foto vom Co-Founder und CEO in eine Wort-Rolle. Und macht für ein neues Projekt Platz: die Community “Leaders for Climate Action”. Er gründete sie 2018 mit verschiedenen Digital Unternehmern, um gemeinsam die Digitalwirtschaft in Deutschland und den USA zu dekarbonisieren und klimaneutral zu machen. Mittlerweile hat die Community über 900 Teilnehmer, größtenteils aus der Digitalbranche – allen voran CEOs von Delivery Hero, GetYourGuide und Idealo. Aber auch Unternehmer anderer Branchen sind willkommen, sich als Teil der Community gegen den Klimawandel einzusetzen.

„Die Passion für Climate Action ist in den letzten fünf Jahren so gewachsen, dass ich mir gedacht habe: Ich muss mir ein Wirkungsfeld suchen, wo ich 100 Prozent meiner Energie auf das Thema verwenden kann.“

Video: Die Macht der Digitalisierung für mehr Nachhaltigkeit

Ganz nach dem Motto “Wenn der CEO vorausgeht, folgt die ganze Organisation” bekennt sich zunächst der teilnehmende CEO zu mehr Nachhaltigkeit. Das tut er, indem er seinen eigenen Carbon-Footprint misst, nach entwickelten Guidelines reduziert und kompensiert. Im zweiten Schritt wird der Footprint des Unternehmens, meistens mithilfe von Beratungsfirmen, ermittelt sowie Maßnahmen entwickelt und umgesetzt, um die klimaschädlichsten Faktoren anzugehen.

„In dem Moment, indem ein CEO vorausgeht, lässt sich ein Wandel innerhalb der Organisation sehr viel schneller und mit mehr Durchschlagskraft umsetzen, als wenn der Impuls aus einer Bottom-Up-Bewegung kommt.“

Warum sie dafür eine Community gegründet haben? Ferry und Kollegen folgen vor allem einem Ziel: Dass sich keiner mehr klein und machtlos gegenüber der komplexen und großen Klimakrise fühlt. Denn gemeinsam haben sie es bereits innerhalb von 18 Monaten geschafft, 330 Tonnen einzusparen und 5 Mio. Euro in Kompensationen zu investieren. Diese Zahlen geben Kraft und zeigen, dass alle zusammen einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Ziel der Gründer ist es, in zwei Jahren die gesamte europäische Digitalbranche an Bord zu haben und Ende des Jahres eine Mio. Tonnen CO2 einzusparen. Mit diesen Aussichten können die CEOs einerseits einen enormen Druck auf die Politik ausüben und andererseits ein starkes Signal an andere Industrien senden.

Vorreiter und Vorbild in einer Person

Mut, Pioniergeist und Tatendrang – all das verkörpert Ferry Heilemann. Bereits im Alter von 34 Jahren hat er drei Unternehmen und eine Community gegründet. Letztere mit stetig wachsender Bedeutung für den Klimaschutz. Denn sie führt zum Umdenken. Gerade bei Menschen mit großer Schlagkraft. Menschen, die Unternehmen leiten, die teils aufgrund ihrer Größe durch die Reduktion fossiler Brennstoffe einen großen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel leisten können.

Sie wollen noch mehr über die Voraussetzungen oder Rahmenbedingungen der “Leaders for Climate Action” erfahren? Oder brauchen Tipps, wie Sie privat nachhaltiger leben können? Einfach im Blogbeitrag “Die Macht der Digitalisierung für mehr Nachhaltigkeit: Ferry Heilemann” nachlesen.